Grammatik Schweizerdeutsch

Robert Züblin | Aktualisiert am: 09.07.2023 | 14:09 Uhr

Die Grammatik vom Schweizerdeutsch unterscheidet sich wie der Wortschatz von der Grammatik des Hochdeutschen. Es gibt zum Beispiel nur drei Zeitformen, von denen bei zweien die Verben sogar identisch konjugiert werden.

Schweizerdeutsch Wörterbuch (Übersetzer)

 
 
 

Schweizerdeutsch Verben konjugieren

 
 

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Das Haus zum Sitkust in Zürich, Trittligasse Ecke Oberdorfstrasse, ist das Haus in dem der Bürgermeister Hans Waldmann zuletzt gewohnt hatte - Sitkust ist eine alte Bezeichnung für Papagei/Sittich, Schweizerdeutsch Grammatik.
Haus zum Sitkust in Zürich (Sitkust = Papagei/Sittich, heute nicht mehr im Schweizerdeutsch gebräuchlich)
Foto: Robert Züblin
 

Zeitformen

Die Schweizerdeutsche Grammatik unterscheidet drei Zeitformen: Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit, wobei Gegenwart und Zukunft die gleiche Konjugation haben und die Vergangenheitsform im Grunde dem hochdeutschen Perfekt entspricht.

Damit das Gegenüber weiss, ob man von der Gegenwart spricht oder der Zukunft, wird bei der Zukunftsform noch ein klarstellendes Wort als Zeitangabe verwendet.

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Besondere Aufmerksamkeit ist bei der Verwendung des Verbs „gehen“ gefragt, da man bei einer Verbindung mit einem Verb teilweise ein „go“ dazwischen setzt, bei der Verbindung mit einem Substantiv aber nicht, um eine nahe Zukunftshandlung zu beschreiben:

  • Ich gang go schwüme.
  • Ich gang id Badi.

Beim „go“ handelt es sich um eine scheinbare Verbverdoppelung von „gehen“, die auch bei anderen Verben möglich ist, etwa bei „kommen“ in Form von „cho“.

  • Ich chum cho trinke
  • Ich chum id Beiz.

Steigerungsformen

Auch im Schweizerdeutschen kennt die Grammatik Steigerungsformen von Adjektiven, etwa die Folgenden:

  • braun: brun, brüner, am brünschte
  • später: spaat, spööter, am spöötischte
  • laut: lut, lüüter, am lüütischte
  • lang: lang, lenger, am lengschte
  • gut: guet, besser, am beschte
  • schön: schöön, schööner, am schöönschte
  • hoch: hööch, hööcher, am hööchschte

Artikel im Schweizerdeutschen

Auch bei den Artikeln der, die, das gibt es eine Besonderheit in der Schweizerdeutsch-Grammatik, da es bei sogenannten Anlautkonsonanten dazu kommen kann, dass das «d» («die» singular-weiblich oder «die» plural-männlich, -weiblich, -sachlich plural) mit den Anlautkonsonanten verschmilzt oder nicht hörbar ist oder die Anlautkonsonanten verhärtet.

Mas-kulinumFemi-ninumNeu-trum
Nominativdr, ded, dis, ds
Genitivs, dss, ds
der
s, ds
Dativem, dem, dum
im, am, um
dr, de
e der/er, a der/ar, i der/ir
em, dem, dum
im, am, um
Akkusativdr, de (?den)d, dis, ds
Tabelle: Artikelparadigma im Schweizerdeutschen
(Quelle: Bösiger, Melanie: Der onymische Artikel im Schweizerdeutschen in seiner Funktion als Genusmarker, in: Linguistik online 107, 2/21, S. 210.; Lizenz: CC BY 3.0; Änderungen: Reihenfolge und Begriffe)
 
 

Reflexivpronomen

Im Folgenden werden die Reflexivpronomen im Hochdeutschen und Schweizerdeutschen aufgelistet:

HochdeutschSchweizerdeutsch
michmich
dichdich
sichsich
unseus
eucheuch
sichsich
 
 

Relativsätze

Bei Relativsätzen wird statt den Relativpronomen «der», «die», «das» ein «wo» verwendet.

Keine Um-zu-Sätze

Bei Nebensätzen mit «um zu» wird dieses mit «zum» ersetzt.

Verkürzungen

Im Schweizerdeutschen werden Silben oft aneinander gehängt, wie etwa bei «anenand» statt «an-ein-ander».

Plural in der Schweizerdeutschen Grammatik

Der Plural bei Substantiven wird im Schweizerdeutschen unterschiedlich gebildet. Teilweise wird aus dem Stamm-Vokal ein Umlaut, wie bei «de Arm» (Singular), was zu «d Ärm» (Plural) wird; oder «de Hund» und «d Hünd».

Bei anderen Substantiven wird im Schweizerdeutschen Plural einfach ein e angehängt: «s Ohr» wird zu «d Ohre» oder «de Buur» wird zu «d Buure».